Wer Erfolg haben möchte, muss Tugenden im Fußball leben...
- SV Neudorf e.V.
- 16. Apr.
- 9 Min. Lesezeit


In unserem heutigen Blog geht es um die Spiele der Rückrunde. Vor allem aber um die letzten beiden Auswärtsspiele, sowie um die beiden Altkreisderbys. Wie der ein oder andere sicherlich schon bemerkt hat, haben wir bewusst die letzten Spiele keine Spielberichte geschrieben. Ganz egal, ob die Spiele erfolgreich für uns waren oder wir als Verlierer den Platz verließen. Mit diesem Blog wollen wir vor allem Gehör bei unseren Spielern, unseren Zuschauern, aber auch bei den Unparteiischen, die Woche für Woche unsere Spiele leiten, erreichen. Daher wird der Beitrag wie eine Art Leserbrief oder gar Interview geführt sein. Dazu hat sich unser Trainer Rico Offenderlein und unser Routinier in der Ersten Männermannschaft, Thomas Löser bereit erklärt.
Wie seht ihr den Start in die Rückrunde nach den ersten fünf Spielen?
Rico: "Ich bin der Meinung, dass das schwärzer gemalt wird, wie es eigentlich ist. Man muss ja immer davon ausgehen, dass die Gegner sich ja auch weiterentwickeln und ihre Lehren ziehen aus den Hinspielen und daher sich vielleicht ein bisschen besser auf uns vorbereiten. Wir haben eine gute Wintervorbereitung gehabt und eine gute Hinrunde gespielt - und jetzt kommen wir halt nicht ganz so voran, wie wir uns das vielleicht gewünscht haben, aber ich sehe das trotzdem alles nicht ganz so schlimm, weil viele gute Ansätze da sind. Wir haben ja trotzdem fünf Punkte geholt und ich denke, das ist immer noch als Aufsteiger und als so junge Truppe ein gutes Ergebnis. Natürlich hätte ich mir mehr Punkte gewünscht, das ist im Fußball normal, man wünscht sich immer einen Sieg in jedem Spiel, aber wir sollten ruhig bleiben und einfach normal weiter arbeiten und nicht hektisch werden. Panik brauchen wir deswegen nicht bekommen."
Thomas: "Wir haben bis zur Winterpause eine sehr gute Vorrunde gespielt und sind mit viel Motivation in die Rückrunde gestartet. Getrübt wurde diese bei vier von fünf Spielen durch die teilweise deutlichen Rückstände zur Halbzeit. In den ersten beiden Spielen konnten wir noch etwas zählbares mitnehmen, was uns in den Auswärtsspielen bei Sosa und Königswalde leider nicht gelang. Wir hätten gern mehr Punkte geholt, aber nun ist es wie es ist."
Warum verliert man in Sosa und in Königswalde relativ deutlich?
Rico: In Sosa war ich selbst nicht dabei, aber ich bin der Meinung, dass wir dort einfach nicht bereit waren für die Aufgabe. Wahrscheinlich haben wir uns vielleicht etwas zu sicher gefühlt nach den Vorwochen und uns selbst blenden lassen von der Hinrunde. Es war uns nicht so richtig bewusst, dass auch Sosa sich weiter entwickelt hat und auch mental besser in die Rückrunde gestartet ist wie noch in der Vorrunde. Dann passieren solche Niederlagen, das ist in Ordnung. Das gehört dazu, was die Mannschaft noch lernen muss, ist halt zu verlieren. Das haben wir denke ich seit meinem Amtsantritt vor zwei Jahren so nicht gekannt. Meist lief halt alles sehr gut und sehr reibungslos und war immer mit viel Erfolg gekrönt. Jetzt sind wir halt in einer Phase, wo es etwas stagniert und auch das muss die Mannschaft jetzt so langsam erlernen. Wie gesagt, dieses Verlieren lernen gehört zum Fußball dazu und ist irgendwie immer ein Lernprozess. Nur so können wir wieder zur alten Stärke zurückkehren und damit auch in die Erfolgsspur. zurückfinden. Die Niederlage in Königswalde ist, wie ich schon in der Presse erwähnt habe, dass es da relativ wenig um Fußballspielen ging, dass die Sportart Fußball eher in den Hintergrund rückte, da es hauptsächlich um viel Kampf und Wille ging und dadurch natürlich auch viele Aktionen auf dem Platz passieren, die irgendwie glücklich geschehen oder aus dem Nichts kommen. Ein Beispiel ist das erste Tor, aber auch das Zweite. Der Elfmeter, wie der schon entsteht. Von vorne rein alles glückliche Situationen, also wenig mit System. Wie schon erwähnt, wir haben dann trotzdem gut gekämpft. Was natürlich passiert ist, dass wir durch Schiedsrichterentscheidungen auf dem Platz - unser System, unseren Plan - verlieren. Also, im Grunde muss man sagen, dass die Disziplin auf dem Platz zurzeit nicht gut ist. Das ist erstmal egal, ob das gegenüber seinen Mitspielern ist oder gegenüber Schiedsrichtern. Daran muss jeder dran arbeiten und sich selbst hinterfragen, was zu einem Mannschaftssport dazugehört."
Thomas: "In Sosa haben wir mit Abstand unser schlechtestes Spiel seit zwei Jahren gemacht. Da zählen dann auch solche Aussagen, dass mehrere Führungsspieler verletzungsbedingt fehlten, für mich nicht. Ganz wichtig ist es, im Kopf mit Hundertprozent bei der Sache zu sein, dies haben wir in Sosa leider vermissen lassen. Zusätzlich haben wir uns wie so oft in der Rückrunde von den Entscheidungen der Schiedsrichter anstecken lassen. Anstatt die Entscheidung zu akzeptieren, haben wir uns immer mehr hinein gesteigert und unser Spiel komplett aus den Augen verloren. Das darf uns nicht passieren, auch uns beiden Erfahrenen, die von Außen aufs Spiel eingewirkt haben. In Königswalde haben wir in meinen Augen ein sehr gutes Spiel gemacht. Auch die Unterzahl im zweiten Durchgang war meiner Meinung nach kaum spürbar. Die Jungs haben sich zu keinem Zeitpunkt aufgegeben. Dennoch hatte man auch in dem Spiel zu viele Emotionen bei Schiedsrichterentscheidungen, die in der Art nicht passieren dürfen. Allein vier gelbe Karten wegen "Meckerns" sind zu viel. Am Ende geht der Sieg für Königswalde in Ordnung. Sie versprühten mehr den Wille, dieses Derby zu jedem Preis für sich zu entscheiden."
In Königswalde kassierte man eine handvoll gelbe Karten und sogar erneut eine gelb-rote Karte. Sollte man in diesem Fall nicht die Disziplin der Mannschaft hinterfragen?!
Rico: "Die Disziplin der Mannschaft müssen wir definitiv hinterfragen. Auch die Disziplin von uns Trainern. Ich nehme mich da voll mit rein, das ist vielleicht teilweise einfach "to much". In der Mannschaft muss sich schon jeder fragen, wie ist gerade meine Disziplin auch gegenüber meinen Mitspielern. Jeder hat irgendwo sein eigenes Päckchen zu tragen, seine eigenen privaten Probleme. Aber sobald ich in einer Mannschaftssport dabei bin, sollte ich spätestens dann vor Ort alles ausblenden können und dann zählt nur noch das Team. Da geht es nicht, dass ich Emotionen von zu Hause, von der Arbeit etc. mit auf dem Platz bringe, egal ob es Training oder Spiel ist. Durch negative Energie, durch negative Kommentare, durch zynische Häme, das darf uns nicht passieren. Da müssen wir davon wieder wegkommen. Dies war im Trainingslager ganz deutlich zu sehen, da herrschte eine ganz positive Energie, da war eine positive Stimmung da. Und das hat natürlich auch qualitativ etwas mit uns gemacht. Dies haben wir auch als Trainer gesehen, dass im Team eine gute und starke Qualität vorhanden ist. Auch neben dem Platz lief alles harmonisch ab. Das ist halt das, was ich mir da wünsche. Ich muss aber auch ganz klar im Interview einmal sagen, dass die Disziplin und das Verständnis der Schiedsrichter mal wieder wachsen muss. Ich finde, dass die Entwicklung im Schiedsrichterwesen im Kreisverband eher eine sehr schwache und schlechte Entwicklung ist. Das sehr arrogante Auftreten, dass auf einen einwirkt, dass wenig Emotionen zugelassen werden. Die Schiedsrichter sollten vielleicht mal wieder unterscheiden müssen, ist es eine Reaktion des Spielers oder des Trainers jetzt vielleicht auch gegen sich selber, weil er sich über sich selber ärgert, oder ist es wirklich eine Beleidigung gegenüber einem Gegner? Dann erwarte ich trotzdem von den Schiedsrichtern, dass sie in jeder Sekunde hellwach sind auf dem Platz und an der Seitenlinie, um richtige Entscheidungen zu treffen. Und dann erwarte ich, wenn es vielleicht mal wieder eine kleine Meinungsverschiedenheit auf dem Platz ist oder mit den Trainern, dass dies vielleicht mit Worten geklärt werden kann und nicht mit einem Grinsen an die Seitenlinie gerannt wird, z.B. zum Trainer und dann einfach gelbe Karten gezeigt werden ohne Kommentare. Wir befinden uns immer noch Amateur-Sport, wo alle den Fußball als Hobby nachgehen. In meinen Augen eine sehr schlechte Entwicklung derzeit. Da sehe ich schon das Schiedsrichterwesen des Kreisverbandes in der Pflicht, dort mal daran zu arbeiten. Ich stehe gerne für Diskussionen und Fragen zur Verfügung, aber so wie es jetzt gehandhabt wird, wird es wohl in Zukunft und in den nächsten Jahren nur noch schlimmer werden, weil dann die Akzeptanz der Spieler und Trainer gegenüber den Schiedsrichtern noch mehr sinken wird. Dennoch bleibe ich bei meiner Meinung, Schiedsrichter sind wichtig, die brauchen wir. Aber das ist wie bei einem Trainer-Mannschaftsverhältnis. Das Trainer-Spieler-Schiedsrichterverhältnis muss irgendwo Zusammen gelebt werden, ein Geben und Nehmen auf dem Platz.
Zu unseren Zuschauern, ich bin stolz, dass Neudorf so viele Zuschauer hat. Ich freue mich auch darüber, es ist es ist immer eine Anerkennung gegenüber der Mannschaft. Das so vieles richtig gemacht wurde und das die Gemeinschaft stimmt. Trotzdem erwarte ich auch von den Zuschauern in Zukunft, dass Emotionen reingebracht werden. Aber sobald es in persönliche Beleidigungen gegen Schiedsrichtern, anderen Offiziellen geht oder gegen Gegenspieler, bin ich raus. Das kann ich nicht akzeptieren und das will ich auch nicht akzeptieren, das gehört für mich nicht auf den Fußballplatz, dass dort persönliche Beleidigungen gerufen werden. Wie gesagt, die Mannschaft anfeuern, vielleicht mal ein Foul kritisieren oder ähnliches, das ist alles richtig. Das gehört zum Fußball dazu, das bringt ja diese gewisse Stimmung rein. Aber wie gesagt, alles was persönlich gegen Schiedsrichter, gegnerischen Trainern, Funktionären oder gegnerischen Spieler geht, das möchte ich nicht mehr hören. Und das finde ich auch nicht gut."
Thomas: "Ja auf jeden Fall. Wie vorhin schon gesagt, darf uns dieser Umgang mit den Schiedsrichtern nicht passieren. Man sollte sich gegenseitig respektieren. Dies gilt aber auch für unsere Zuschauer, wenn man da den ein oder anderen Kommentar gegenüber den Schiedsrichtern oder seinen Assistenten hört, dann braucht man sich nicht wundern, das diese einem das Gefühl geben, in der nächsten Aktion wieder für den Gegner zu pfeifen. Dies war vor allem vor dem Elfmeter zum 2:0 der Fall. Ein klarer Einwurf für uns, dem vorher schon zwei Fehlentscheidungen bei Einwürfen voraus gegangen sind. Da kann man die Emotionen auch von außen verstehen, zumal es ja nicht nur in Königswalde die ein oder andere fragwürdige Entscheidung gab. In Sosa wurden im ersten Durchgang vier glasklare Fouls gegen uns nicht gepfiffen. In Schwarzenberg beim stand von 1:0 trifft der Schiedsrichter dann sogar eine Aussage: "Warum sollte ich gelb-rot geben, wenn sich eure Zuschauer so asozial benehmen." Natürlich macht das etwas mit einem Spieler, man verliert die Hoffnung an Gleichberechtigung auf dem Platz. Ich selbst war früher auch Schiedsrichter und spiele seit nun mehr 30 Jahren Fußball. Dennoch kann ich von mir behaupten, ich bin nie mit einer glatt roten Karte des Feldes verwiesen wurden. Zwei gelbe-rote Karten nach Spielende und nur eine Gelbsperre in 20 Jahren Männerfußball, sind aus meiner Sicht akzeptabel. Dennoch habe ich das Gefühl, das Emotionen im Fußball von den Schiedsrichtern mittlerweile gar nicht mehr geduldet werden. In der ein oder anderen Situation wünscht man sich manchmal auch ein bisschen Fingerspitzengefühl eines Unparteiischen und nicht so ein Kartenfestival wie in Königswalde. Mir fehlt die klare Linie, die die Schiedsrichter früher einmal hatten. Leider läuft der ein oder andere aber auch so auf dem Platz rum, als wäre er der König und es gäbe keine Fehler bei ihm. Natürlich darf ein Schiedsrichter auch Fehler machen, genauso wie wir Spieler unsere Chancen nicht nutzen oder Geschenke für den Gegner verteilen. Wir sind alles nur Menschen, aber ein respektvoller Umgang und ein eingestehen von Fehlern, das sollte für niemanden zu viel sein."
Was soll sich in Zukunft aus eurer Sicht ändern?
Rico: "Ich finde, es soll sich gar nicht so viel ändern. Was sich ändern soll, das haben wir gerade besprochen. Das ist wieder diese Disziplin innerhalb der Mannschaft, dass wir wieder mehr eine Einheit werden, dass sich alle Spieler dort irgendwo akzeptiert fühlen, dass es ein harmonisches Miteinander ist. Da kann man außerdem noch viel besser arbeiten. Ich wünsche mir einfach so eine Stimmung und so einen Einsatz wie im Trainingslager. Ich wünsche mir, dass die Trainingseinheiten wieder gut umgesetzt werden. Aber ganz wichtig ist für mich, dass die Mannschaft sich den Druck mal ein bisschen rausnimmt. Die Leute denken immer, die müssen, müssen, müssen, müssen tun. Das einzige, was man als Amateursportler in der Kreisliga muss, ist mit Einsatz spielen. Bereit sein, Einsatz zu zeigen. Aber ganz wichtig ist, Spaß am Fußball zu haben. Genau deswegen trifft man sich Mittwoch, Freitag und Sonntag. Durch den Druck fühlen sich manche Spieler wie ein bisschen gehemmt. Und natürlich wünsche ich mir weiterhin diese gute Unterstützung der Zuschauer, vielleicht ab jetzt ein bisschen positiver, ein bisschen mehr pushen der Mannschaft. Dann wären wir auf einem guten Weg. Ich kann nur sagen, ich bin immer wieder stolz ein Teil dieser Neudorf-Familie zu sein. Weil wenn alles stimmt, wenn alle gut drauf sind, wir als Verein eigentlich unschlagbar sind. Das muss man mal klipp und klar sagen. Was von Fans, von der Mannschaft, vom ganzen Häusl-Team für eine Arbeit geleistet wird, ist aller Ehren wert. Da bleibt mir nur zu sagen: Macht weiter so und bis bald."
Thomas: "Für die Zukunft wünsche ich mir, dass unsere Zuschauer uns weiterhin so zahlreich unterstützen. Dies aber positiv, auch wenn es vielleicht mal nicht so läuft. Von den Mitspielern, die ich die letzten drei Spiele leider nur von Außen unterstützen konnte, wünsche ich mir, sich wieder mehr auf die positiven Tugenden zu konzentrieren. Wille, Kampfgeist, Ordnung und vor allem Disziplin und Respekt auch gegenüber den Schiedsrichtern und seinen Assistenten. Nur so kommen wir zurück in die Erfolgsspur und sollten am Ende die Liga halten können, was unser Ziel diese Saison ist."
Wir danken Rico und Thomas für das Interview und werden euch ab dem 19. Spieltag dann wieder mit Spielberichten versorgen.
Wir wünschen allen Sportlern, Zuschauern, Schiedsrichtern und auch Funktionären im Hintergrund für die Zukunft alles Gute, ein schönes Osterfest und danach hoffentlich wieder erfolgreiche gemeinsame Zeiten. Bis dahin, euer Offe & Löle
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